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Voraussetzung für ästhetische Erfahrungen in verschiedenen Fächern

Anscheinend ist es in jedem Fach möglich, ästhetische Erfahrungen zu machen. Die Schaffung von Möglichkeiten für ästhetische Erfahrungen im Unterricht kostet neben einer Ausbildung in grundlegenden Techniken und Fertigkeiten vor allem auch viel Zeit, nämlich die Zeit, die Schüler brauchen, um sich selbst mit einem Problem zu beschäftigen. Dies ist nur dann vorstellbar, wenn in den Kurrikula der Fächer verstärkt auch die freie Themengestaltung durch die Lehrenden vorgesehen wird. Tendenzen zur Verdichtung der Kurrikula hin zu einem Einheitsunterricht würde dabei natürlich Einhalt geboten, zum Verdruß der Verfechter des Zentralabiturs. Allerdings hieße ein Weniger an Stoff nicht gleichzeitig schlechtere Fähigkeiten. Z.B. wird jemand nicht als guter Mathematiker angesehen, wenn er Stammfunktionen von beliebigen Funktionen sehr schnell berechnen kann, sondern wenn jemand die Fähigkeit besitzt, sich in ein Thema zu vertiefen, es bis in die lezten Tiefen zu betrachten und eine vollständige Lösung zu liefern. Man geht davon aus, daß er auf dem Weg dorthin lernt, mit Büchern umzugehen, Lösungsstrategien zu entwickeln, die dazu führen, das er eben auch Stammfunktionen beliebiger Funktionen bestimmen kann.

Wenn man einen offenen Unterricht gestaltet, treten aber auch neue Probleme auf. Eine innere Differenzierung, die im klassischen Frontalunterricht nicht notwendig ist, wird auf einmal notwendig, da sonst insbesondere bei unterschiedlichem Leistungsstand der Schüler ein großes Motivationsproblem auftreten kann, da Schüler sich im allgemeinen nicht mit schwierigen Problemen auseinandersetzen wollen, von denen sie den Eindruck haben, sie könnten sie nicht lösen.



Thorsten Trippel
Wed May 28 12:30:18 MET DST 1997