Abschließende Bewertung

Ästhetische Erfahrungen sollen und müssen in der Schule ermöglicht werden. Das beinhaltet die politische Forderung nach einem geändertem Kurrikulum und -- leider auch -- mehr Arbeit für Lehrer, die nämlich ihren Unterricht anders strukturieren müßten, indem sie mehr Freiräume zulassen. Insbesondere muß bei den Lehrern ein Bewußtsein dafür erwachsen, was nicht dazu führen darf, daß sie die Aufgabe der ästhetischen Bildung auf die Fächer Kunst und Musik beschränkt sehen. Selbst Fächer mit elitärem Selbstverständnis wie die Naturwissenschaften können sich nicht davon befreien. Allerdings kann man feststellen, daß diese Fächer mit den Möglichkeiten der Schülerversuche, der eigenständigen Arbeit mit Problemen in der Mathematik, die Suche nach Formeln zum Ausrechnen von Naturgesetzen in der Physik, die Erstellung von chemischen Formeln in der Chemie eigentlich in der Entwicklung kreativer Lösungsansätze bereits weiter fortgeschritten sind als z.B. die Philologien.

Wenn der derzeitige Unterricht geöffnet würde z.B. wenn während Klassenarbeiten Entspannungsmusik konsequent eingesetzt würde, wenn bei Unterrichtsarbeiten auch die kreative Darstellung berücksichtigt würde, wenn der Blick aus dem Fenster auf einen schönen Sonnenaufgang Bestandteil auch des wissenschaftspropädeutischen Unterrichts in der Sekundarstufe II wird, dann wäre das Problem der ästhetischen Bildung kein Problem mehr, dann hätten weniger Schüler Angst vor Englischklausuren, dann könnten Schüler Freude am intensiven Auseinandersetzen mit mathematischen Problemen finden und auch dort ästhetische Erfahrungen machen.

Es wird Zeit, die menschliche Neugier im Unterricht zu fördern. Vielleicht ist es genau das, was man braucht, um mehr Ästhetik im Unterricht zu haben. Wie das Kind, dem bei einem Sommerspaziergang das erste mal eine Pusteblume auffällt, das freudestrahlend darauf zuläuft und mit aller Kraft dagegenpustet und damit ein ästhetisches Erlebnis hat.